Hans-Herbert Keusgen
Herrn Sascha Numßen Chefredakteur VIESIER
Der Eile wegen per Email 03. September 2007
Sehr geehrter Herr Numßen,
ich bedaure erst heute auf Ihre Anfrage vom 29. August reagieren zu können. Wie ich Sie bereits telefonisch informierte, befand ich mich bis gestern in Italien wo es um die Vorbereitung des Anfang Oktober unter der Regie des World Forum on the Future of Sport Shooting stattfindenden Workshop zu den weltweit immer akuter werdenden Fragen der Belastung von Schießstätten durch Lärm, Blei und sonstigen Schadstoffen etc. geht, an dem von deutscher Seite u. a. der Deutsche Schützenbund sowie der BDS mit Fachvorträgen vertreten sein wird.
Nun aber zum eigentlichen Thema Ihrer Anfrage:
Wer die Entwicklung des deutschen Waffenrechtes über die letzten 15 Jahre mit verfolgt hat, und bei Visier war das mit Sicherheit so, dem muss noch in Erinnerung sein, das wir in allen bisherigen Legislaturperioden, d. h. also mit allen Regierungen innerhalb dieses Zeitraumes, um den Erhalt des Erbenprivilegs gestritten haben; und zwar mit Erfolg bis zur vorletzten roUgrünen Regierung. Die verantwortlichen Politiker der vorletzten Regierung, und hier war es in der Hauptsache der damalige Innenminister Otto Schily persönlich, hingegen hat den Erhalt des Erbenprivilegs trotz aller von uns unternommenen Bemühungen und Aktionen kategorisch abgelehnt.
Die Vorstandsmitglieder des FWR, die an den damaligen, oft heftigen Diskussionen teilgenommen haben und auch heute noch dem FWR-Vorstand angehören, werden dies bestätigen.
Als abzusehen war, dass wir unsere Vorstellung der Unantastbarkeit des über Jahrzehnte geltenden Erbrechts nicht durchsetzen konnten, haben wir um einen Kompromiss gerungen und letztendlich, und zwar auch wiederum nach einigen schwierigen Verhandlungsrunden, durchsetzen können, dass das Erbenprivileg uns doch erhalten bleibt, wenn innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren seitens der Industrie ein entsprechendes Sicherungssystem zur Verfügung gestellt wird.
Basierend auf diesem Kompromiss hat der Gesetzgeber im Rahmen der Waffenrechtsnovelle 2002 den Beschluss gefasst, der in der BR-Drucksache 355/02 Ziff. 4 nachzulesen und auch Ihnen sicherlich bekannt ist.
Ich persönlich habe schon damals und bis zum heutigen Tag uneingeschränkt die Meinung vertreten und dies auch gegenüber den verantwortlichen Stellen und Personen unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass ich die Einschränkung des bisherigen Erbenprivilegs, höflich ausgedrückt, für unsinnig halte, da ich in ihr aufgrund der in all den Jahren gemachten Erfahrungen nicht den geringsten Gewinn für die innere Sicherheit unseres Landes sehe. Dies ist eine Tatsache und dazu stehe ich auch heute noch. Ich hoffe Ihre diesbezügliche Frage damit klar beantwortet zu haben.
Tatsache ist allerdings auch, dass ich, nachdem das Waffenrechtsneuregelungsgesetz in Kraft getreten war, von den maßgeblichen Politikern der damaligen Regierung aber auch von hochrangigen Vertretern der Opposition gebeten worden bin, mich des Themas der Waffensicherungssysteme anzunehmen. So wurde ich tatsächlich u. a. vom damaligen Staatssekretär Fritz Rudolf Körper auf das mir dahin völlig unbekannte Unternehmen Simon-Voss aufmerksam gemacht, der Muttergesellschaft der heutigen Armatix. Tatsache ist, dass bereits erhebliche Zeit zuvor das erste Sicherungssystem eines deutschen Waffenherstellers, auf ausdrücklichen Wunsch der Politik und mit Wissen des Entwicklers von mir in Berlin vorgestellt wurde.
In der Folgezeit wurde ich von einer ganzen Reihe von Firmen, sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, größtenteils auf Empfehlung deutscher Behörden, u. a. des BKA, kontaktiert und besucht, denen ich ebenfalls zur Verfügung gestanden habe. Stellvertretend möchte ich hier nur Herrn Hickert von ProSafeArms sowie das amerikanische Unternehmen Omega Safety Systems erwähnen. Deren damals schon fertig entwickeltes und bereits am amerikanischen Markt befindliches System entsprach ziemlich dem Blaser System und deshalb habe ich Omega damals mit Blaser in Verbindung gebracht.
Ihre Frage, ob ich mich nur um Armatix gekümmert habe, kann ich also guten Gewissens verneinen, habe aber aufgrund meiner "industriellen" Herkunft Rückgrat genug zu bekennen, dass ich einem deutschen Unternehmen immer den Vorzug geben würde. Richtig ist aber, dass aufgrund der Vielzahl der laufenden Gespräche um die Sicherungssysteme, insbesondere auf internationaler Ebene, dessen Entwicklung in den Geschäftszweck der FSCI aufgenommen wurde.
Nun zur Frage hinsichtlich der Firma FSCI. Sowohl von deutschen als auch von internationalen Firmen und Geschäftsfreunden werde ich häufig angesprochen mit der Bitte um Unterstützung in den unterschiedlichsten Gebieten und mit sehr unterschiedlichen AufgabensteIlungen. Es liegt auf der Hand, dass diese Tätigkeit sehr oft sowohl den Bestimmungen des Waffenrechts und insbesondere auch des Aussenwirtschaftsgesetzes (AWG) unterliegen. Einzig und allein aus diesem Grunde wurde die GmbH gegründet. Ich bin Gesellschafter dieser GmbH und aus Gründen in meinem persönlichen Umfeld hält Herr Streitberger auf meinen Wunsch hin treuhänderisch die restlichen Anteile am Stammkapital und ist auch formell Geschäftsführer.
Was mich persönlich äußerst betroffen macht, sind die beleidigenden und verleumderischen Unterstellungen, die im Internet erhoben werden. Seitens eines Vertreters des Forum Waffenrecht wurde seit seinem Bestehen in keinem Gespräch mit dem BMI und den politischen Parteien etwas anderes vertreten als die im FWR abgestimmte Linie. Im Übrigen habe ich während all der Jahre meines Engagements für das FWR noch nie auch nur einen Cent geltend gemacht und bei den Reisekosten selbst auf den steuerlich zulässigen und in der Geschäftsordnung festgeschriebenen Tagessatz verzichtet.
Weiter gibt es inzwishen auch eine Stellungname von Visier Chefredakteur Sascha Numsen:
4. September 2007
Meine Meinung:
Nach den Äußerungen der FWR-Frontmänner stehe ich in einer Nebelwand aus gegenseitigen Schuldzuweisungen. Fragen über Fragen: Darf ausgerechnet der Vorsitzende des Forum Waffenrecht (FWR) eine Beratertätigkeit aufnehmen, die den Interessen der durch ihn vertretenen legalen Waffenbesitzer so entgegensteht? Ich meine nein. Hans Herbert Keusgen hätte sich mit aller Gewalt und vor allem viel früher (1999) gegen das Sperrsystem einbringen sollen — zumal die Kriminalstatistiken zeigen, daß Erbwaffen nicht deliktrelevant sind. Wer etwas gegen Waffensperrsysteme hat, sollte niemanden darüber beraten — sondern eben abraten. Oder ist das nur der erste Schritt hin zur “Smart Gun” mit den Dollar-Zeichen in den Augen der Beteiligten und der Wegbereiter? Und da gibt es ja noch den anderen, einen wortgewaltigen Rechtsanwalt, der urplötzlich vom großen FWR-Sprecher zum FWR-Schweiger verfällt — bis auf ein paar pikante telefonische Äußerungen über seinen Kompagnon, wie immer natürlich “off records”. Über Mutmaßungen, daß die Führungskräfte des Forum Waffenrecht die eigene Klientel für ein Beraterhonorar hintergangen haben, braucht sich nun niemand zu wundern. Doch ob an den Vorruheständler Hans Herbert Keusgen wirklich Geld geflossen ist oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Denn der politische Schaden für das Forum Waffenrecht ist in jedem Fall verheerend. Die Welle der Empörung, die die FWR-Führung überrollt, zeigt ganz klar: Das Vertrauen vieler Mitglieder wurde durch diesen offenkundigen Interessenskonflikt zerstört! Kaum jemand glaubt noch an eine uneigennützige Vertretung in Sachen Erbenprivileg. Erst wenn das FWR von diesem Geschmäckle schnellstmöglich rein gewaschen worden ist, muß es mit neuer Front zur Speerspitze aller Legalwaffenbesitzer werden. Eine Speerspitze, die nicht nur zahnlos die Pfründe des DJV (bloß nicht das Bundesjagdgesetz antasten) und des DSB (ja nicht die Millionen der Bundessportförderung aufs Spiel setzen) verteidigt, sondern knallhart für Schützen, Jäger und Sammler jedweder Couleur und frei vom Verbandsgröße und -gehorsam eintritt. Ich jedenfalls unterstütze mit meinem Mitgliedsbeitrag das FWR weiter!
Sascha Numßen VISIER-Chefredakteur
Meine persönliche Meinung ist, dass nach diesen Enthüllungen wohl der FWR und damit ein wichtiges Sprachrohr für die Sportschützen tot ist. Welcher Sportschütze ist wohl bereit Lobbyarbeit gegen seine Interessen auch noch mit seinen Beiträgen zu finanzieren. Es ist schwer vorstellbar, dass der Restvorstand des FWR von diesen Verfilzungen nichts mitbekommen hat. Viele Sportschützen fühlen sich mit Recht verraten und verkauft. Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte oder die weitere Entwicklung verfolgen möchte folge dem Link Thread oder entsprechenden Artikeln im Visier oder anderen Schießsportzeitungen.
Vielleicht noch zur Verdeutlichung: Allein in Deutschland rechnet man mit ca. 3 Mil. Erbwaffen und ca. 6 Mil. registrierte Sportwaffen mal ca. 100,- € für eine Sperre - was interessiert mich da meine meine Einstellung und mein Geschwätz von gestern.
 Eingangs befinden sich einige hilfreiche Links.
Als Idee nicht schlecht oder?! <----------------------------------------------------- Eine Sperre zu Verhinderung schwachsinniger Ideen und Aussprüche würde nicht nur manchem Politiker gut zu Gesicht stehen.
Euer Webmaster Volker Ehrchen
Nachtrag: Erklärung zur Vorstandssitzung vom 06.09.2007 des Forum Waffenrecht
Im Auftrag des Vorstandes des Forum Waffenrecht stelle ich nachfolgende Erklärung des Vorstands des FWR ein:
Erklärung des Vorstandes des Forum Waffenrecht
Der Vorstand des Forum Waffenrecht hat in der Vorstandssitzung vom 06.09.2007 – unter Beteiligung eines Vertreters des Deutschen Schützenbundes – die im Internet kursierenden Vorwürfe um das 2004 gegründete Unternehmen des Vorsitzenden H. H. Keusgen eingehend beraten.
Der Vorsitzende hat ausführlich die Hintergründe dieses Unternehmens dargestellt und für die Vorstandschaft überzeugend ausgeführt, dass der im Internet diskutierte Zusammenhang mit wirtschaftlichen Unternehmungen, bzw. mit Entwicklungen von Sicherungssystemen nicht existiert. Der Vorsitzende hat in diesem Zusammenhang sein Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass er die Gründung der Firma nicht dem Vorstand zur Kenntnis brachte, ein Sachverhalt, den der Vorstand ausdrücklich missbilligte.
Nach Würdigung der Ausführungen des Vorsitzenden und im Hinblick auf die bisherige erfolgreiche Arbeit spricht der Vorstand und der Vertreter des deutschen Schützenbund dem Vorsitzenden einstimmig sein Vertrauen aus.
Nach eingehenden Diskussionen – insbesondere zum Vorwurf der „Geheimdiplomatie“ - kam der Vorstand zur Auffassung, dass eines der Probleme des FWR der Spagat zwischen den klaren Notwendigkeiten der Lobbyingtätigkeit einerseits und der Einbeziehung und Betreuung der Förderkreismitglieder andererseits darstellt.
Der Vorstand wird deshalb für die nächste Mitgliederversammlung Vorschläge für neue Strukturen erarbeiten, bei denen einerseits die – ursprüngliche - Aufgabenstellung des FWR, Plattform der Verbände zu sein, in der bewährten Form erhalten bleibt, anderseits der Förderkreis eigenständig in die öffentliche Diskussion um das Waffenrecht einbezogen werden kann.
Dieser Beschluss wurde vom Vorstand einstimmig gefasst.
Unterschriften in der Reihenfolge der Unterzeichnung:
gez. Friedrich Gepperth (BDS) gez. Hermann Thieme (DSU) gez. Klaus Gotzen (JSM) gez. Wolfgang Fuchs (VDB) gez. Goddert v. Wülfing (DJV)
gez. Jürgen Kohlheim für den DSB
soweit die Erklärung, Joachim Streitberger Sprecher FWR e.V
Ich verkneife mir dazu jeden Kommentar (Jürgen Kohlheim für den DSB )aber warum habe ich blos immer den Spruch mit der Krähe im Kopf?
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